Besonderes in der Backbox – besser als Topper
Unbezahlte Werbung / Stern & Co. punkten mit dem gewissen Extra-Game.
Veröffentlicht am 14.06.2024 von Flipper-News
In der langen Flipperhistorie gab es schon diverse Innovationen. Eine, die nachhaltig in Erinnerung bleibt, ist das Backbox game – ein meist mechanisches Extra-Spiel außerhalb bzw. oberhalb des Spielfelds. Dabei ist eines der beliebtesten das Schussspiel beim Terminator 3 von Stern (2003). Hier muss der Spieler mit dem Pistolen-Plunger fünf Targets innerhalb eines knappen (akustisch begleiteten) Zeitlimits komplettieren.
Auch der Bally Cirqus Voltaire von John Popadiuk (1997) hatte in der Backbox ein kleines Extra-Spiel. Diese Backbox-Animation simuliert eine Kanonenkugel, die abgefeuert wird, um eine Glocke zu läuten, obwohl die Glocke eigentlich nur ein Stück Plastik ist, auf das eine Glocke gezeichnet ist. Diese Animation wird größtenteils automatisch vom Spiel aktiviert, aber eine Funktion ermöglicht es dem Spieler, die Kanonenkugel mit den Flippertasten in einem zeitlich begrenzten Minispiel kontinuierlich abzuschießen. Es gibt Punkte, wenn die Kugel im Fall einen bestimmten Weg nimmt (dieser Weg hat einen Schalter).
„Ich liebe Flipper mit so etwas Besonderem in der Backbox. Sie verleihen dem Automaten das gewisse Extra“, sagt Streamer und Popadiuk-Fan Matthias Theißen.
Der simulierte Tresor beim Willams Safe Cracker (1996, Pat Lawler) war ein ebenso originelles Extra-Spiel, das so manchem Fan besser gefällt als ein beliebig blinkender Topper obenauf.
Den wuchtigsten Anfang dieser Idee jedoch machte ein Williams-Klassiker aus dem Jahr 1988: Der Banzai Run hatte nicht nur ein kleines Spiel, sondern gleich ein ganzes Zusatz-Playfield (!) über dem eigentlichen Flipper. Ein Unikat, das wahrlich einmalig war.
„Die Idee hinter diesem Feature war, dass die Backbox hinsichtlich des Gameplays eigentlich verschwendet ist. Deshalb sollte die Kugel irgendwie da hinein“, erklärte Pat Lawlor. „Larry DeMar und ich haben diese Lösung von Williams patentieren lassen. Wegen der großen Zusatzkosten bei der Produktion wurde das Feature nie wieder aufgegriffen.“
Backbox als Wundertüte
Catacomb ist ein weiterer Stern (1981), der mit solch einem bemerkenswerten Eye-Catcher die zahlenden Spieler effektiv anlocken wollte:
Scared Stiff (Bally 1996) ist ein prominenteres Beispiel, das mit dem Backbox-Game punkten konnte: Hier dreht sich die Spinne im Kreis, um dem zweiten Flipper aus der Elvira-Trilogie eine weitere (Gamification-)Dimension zu verleihen. Gamedesigner Dennis Nordman (GTF) ist ein bekennender Fan solcher Alleinstellungsmerkmale.
Der Bally-Klassiker Safe Cracker von Pat Lawlor aus demselben Jahr eine sehr ungewöhnliche aufklappbare Backbox. Diese Mechanik konnte das Translite zum Vorschein bringen, das eine Art LED-Brettspiel über dem DMD zeigte, auf dem der Fortschritt zum Ziel ablesbar war.
Williams Big Guns, Cyclone, Jokerz!, Bad Cats sowie der weitere Bally NBA Fastbreak (1995), bei dem der Spieler einen kleinen Plastik-Basketball im Korb hinter der Translite-Scheibe versenken kann, sind ebenso nennenswerte Automaten mit diesem gewissen Extra als Mehrwert.
Die Backbox-Games gibt es dabei bereits überraschend lange. Schon im Jahr 1951 wusste der Williams-EM Hayburners mit einem Pferderennen in der Backbox zu glänzen (siehe Video unten). Auch sein Nachfolger Hayburners II von Williams.
„Mich erinnert dieses Gimmick an unsere Kinderzeit auf der Kirmes, wo es ähnliche Sachen gab, die einfach Spaß machen. Richtig lustig wird es erst, wenn man zu zweit spielt und versucht, nur seine Pferde zu treffen“, so Theißen.
Ob diese wunderbar-nostalgischen Highlights von vor über 70 Jahren jemals zurückkehren, darf bezweifelt werden. Die modernen Hersteller haben ihr Augenmerk eher auf anderen Gimmicks.
Steve Ritchie: „Pinball-Geräte zu bauen, ist ein sehr teures Business, unglaublich hart und bitter. Aber unser Leben ist Pinball.“