Roger Sharpe ab Oktober auf der Leinwand
Im Oktober ist in den USA ein Independent-Film erschienen, der die berühmte Geschichte von Roger Sharpe zeigt. Ab Ende März hierzulande. Der Mann, der Pinball nach einem 35-jährigen Verbot in weiten Teilen Nordamerikas gerettet hat (s.u.). Pinball: The Man Who Saved the Game heißt der neue Streifen, der erstmals auf dem Hamptons International Filmfestival in East Hampton, New York gezeigt werden wird (07.-16.10.).
„Wir lieben Pinball, aber sind weder Pinheads noch besonders gute Spieler. Aber nachdem wir Roger Sharpe sehr oft und lange interviewt haben und seine Leidenschaft für die Szene persönlich erlebt haben, wollten wir UNBEDINGT die damalige Entwicklung richtig darstellen“, erklärten die beiden Regisseure und Brüder Austin und Meredith Bragg im pinside-Forum.
Die Rolle des jungen Roger Sharpe hat dabei Mike Faist übernommen. Hauptprotagonist Sharpe selbst war sowohl Executive Producer als auch technischer Berater am Set.
„Dies ist ein Indie-Film, aber wir haben ein gesundes Budget, das groß genug war, um Qualität auf die Leinwand zu bringen“, so die Bragg-Brüder weiter. „Wir können versprechen, dass Wertschätzung und Sorgfalt dafür sorgen werden, dass ihr sagt: ‚Sie haben es hinbekommen‚. Wir wollten einen Film machen, auf den die Community stolz sein kann. Einen, der das Spiel und die Menschen dahinter hervorhebt und würdigt.“
Die zugrundeliegende Historie:
Roger Sharpe ist ein Pinball-Gamedesigner (z. B. im Entwicklerteam von Terminator 2, S. Ritchie 1991), Vermarkter, Historiker, Autor und Ex-Profispieler. Der 72-Jährige hat Geräte für Stern, Williams and Game Plan (mit) entworfen und arbeitet nun an Lizensierungen für neue Hersteller wie Chicago Gaming Company.
Sharpe wurde aber durch eine andere Tätigkeit berühmt in der Flipper-Szene. Sein Demo-Spiel vor den Augen des New York City Council und Medienvertretern sollte beweisen, dass es um Geschick statt Glück geht. New York hatte zu diesem Zeitpunkt ein 34-jähriges Pinball-Verbot hinter sich, weil die Automaten in dem Ruf standen, glücksspielsüchtig zu machen. Ähnlich den einarmigen Banditen-Geräten, Casinos & Co. in der langen Zeit der Prohibition der USA. Deshalb auch das Verbot der Maschinen in vielen US-Bundesstaaten ab 1942, weil sie als „Einstiegsdroge“ für andere Glücksspiele und als Ablenkung für Jugendliche von der Arbeit galten. Es gab Razzien und Festnahmen. New Yorks Bürgermeister Henry LaGuardia ließ tatsächlich 11.000 der Automaten in den Hudson River werfen.
Council überzeugt: „Alles klar, das ist genug“
Vor dem Council zog Sharpe am Tag der Wahrheit, dem 2. April 1976 in einem Saal der Stadtverwaltung, den Plunger so genau zurück, dass die Kugel in die eine vorher von ihm benannte Bahn rollte. Seine Voraussage war erfüllt. „Die Stadträte sagten zu den Anwesenden: ‚Alles klar, das ist genug. Wir haben genug gesehen’“, erklärte Sharpe gegenüber dem Spiegel. Flipper waren auch dort bald legal.
„Ich war nicht nervös“, sagte Sharpe, der die Spieler-Weltrangliste zwischenzeitlich unangefochten anführte, in der Rückschau und schmunzelte. „Eigentlich war ich ganz ruhig. Ich war, bei aller Bescheidenheit, ein sensationeller Spieler.“
Pinball-Ikone Sharpe war spätestens nach dieser Tat ein Held der Branche und prägte sie weiter entscheidend mit. Flipperautomaten standen bald überall, in den USA entstanden viele Ligen. Mit Gleichgesinnten gründete der Experte einen Flipper-Verband.
Sharpshooter als Würdigung; Remake-Lizenz für Medieval Madness
Nach seinem Job beim Männermagazin „GQ“ arbeitete Sharpe im Bereich der Spielautomaten und designte einige Flipper, darunter den „Sharpshooter“ (1979) mit seinem Konterfei, einer Sharpe-Karikatur als Cowboy (siehe unten). Im folgenden Video spricht er über die Remake-Lizensierung des berühmten Williams-Klassikers Medieval Madness von Chicago Gaming Company.
https://www.spiegel.de/geschichte/pinball-wie-roger-sharpe-die-flipper-automaten-rettete