Vom Sterben der Schlagtürme
Nur eine Modeerscheinung oder klarer Trend der Branche? Die Schlagtürme, auch besser bekannt als Pop Bumpers, waren früher nicht wegzudenken von einem Flipper-Spielfeld. Damit verbunden meist auch die Bonus-Multiplikatoren via Rollover-Targets direkt darüber, die sich via Flipperfinger schalten ließen. Nun scheint dieses traditionelle „Trio“ verzichtbar geworden zu sein – sind die Dinos etwa vom Aussterben bedroht?
ThisWeekInPinball.com hat nun eine Umfrage geschaltet, ob wir Fans diesen recht klar zu beobachtenden Trend gutheißen. Ergebnis der Umfrage: Ca. 250 Befragte sind genau gespalten: 49 Prozent haben nichts gegen weniger Pop-Bumper und sehen es offenbar genauso modern wie Elwin. Bei pinside.com war im Jahr 2017 noch eine klare Zwei-Drittel-Mehrheit gegen den Verzicht („Ich liebe sie“).
Für den bekanntesten Gamedesigner Steve Ritchie ist dies offenbar beinahe undenkbar, wie man an vielen seiner Pins erkennen kann und an seinem begonnenen Bond-Design von Stern (George Gomez) auch noch abliest. Lediglich sein No Fear (Williams 1995) verzichtete komplett auf die so weit verbreiteten Schlagtürme zu Gunsten von Innovationen. Hat der Trend eher konzeptionelle Hintergründe, sprich: Platz auf dem Playfield gewinnen – oder sind die Gründe doch ganz profan kommerzieller Natur (Produktionskosten einsparen)?
„Es braucht vieles, um zu lernen, wie man Flipper baut. Früher kam ein neuer Mechanical Engineer zu Williams und sagte, er sehe, wie wir 50.000 Dollar im Jahr einsparen können, indem wir dünnere Stangen in den Ringwellen der Bumpers benutzen. Aber wir wussten, so würden sie brechen“, erklärte Ritchie im Pinball-Magazine-Interview. „Heutzutage kann man gute, standardisierte Bumper-Teile beschaffen. Aber ganz neue Bauteile zu entwickeln und zur Serienreife zu bringen, ist die große Herausforderung. Wir haben vor langer Zeit mit Mentoren wie Steve Kordek oder Norm Clark usw. und viel Erfahrung gelernt, solche Flipperelemente zu bauen. Es gibt kein Buch dafür, um Gamedesigner zu werden. Der beste Weg dahin ist, in die Pinball-Fabrik zu gehen und anzufangen zu arbeiten.“
Auch Altmeister Pat Lawlor würde die Nase ob des Komplett-Verzichts rümpfen, er verpasste seinem Williams Whirlwind aus 1990 sogar gleich sechs (!) Pop Bumpers. Sein Addams Family erhielt immerhin fünf davon. Die zehn Gottlieb-Prototypen Goin‘ Nuts 1983 hatten rekordverdächtige sieben!
Die Idee, auf die Pop Bumpers zu verzichten, ist aber nicht neu: 1986 entstand der Williams Grand Lizard mit einer oberen Ebene stattdessen. Im Jahr 1988 gab es mit dem Williams-Klassiker Swords of Fury einen nächsten Versuch, sie für andere Features auf dem Playfield (wie z. B. ein höher gestelltes Mini-Spielfeld oder Zusatz-Rampen/Flipperfinger) komplett wegzulassen.
„Das war für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich und schon beinahe revolutionär“, erklärt der digitale Spieleentwickler Thomas Crofts von Zen Studios (Pinball FX). Auch 1993 machte BallyWilliams mit dem Judge-Dredd-Widebody einen weiteren Versuch ohne die Jets.
Kein Platz oder keine Lust mehr darauf? Bumpers
Die modernen Gamedesigner wie Keith Elwin & Co. drängen die Schlagtürme immer mehr an die Seite (Iron Maiden/ Rush), reduzieren auf einen Alibi-Bumper (Godzilla/ Godfather) oder lassen sie sogar ganz weg (Foo Fighters/ Legends of Valhalla).
Für Elwin ist das altbekannte Element explizit altmodisch und zu langsam für seine Konzepte geworden: „Keine „langweiligen“ Rollover-Lanes über den Jets!“, lautet eines seiner fünf Prinzipien für seine Konzepte seit 2018.
Lediglich beim Bond 60th-Single-Level-Playfield musste Elwin wohl notgedrungen nochmal halbwegs darauf zurückgreifen, auch wenn die Rollover-Bonusleuchten darüber nicht mit den Flipper-Buttons geswitcht werden können.
Selbst wenn einige moderne Pins aus guten Gründen darauf verzichten, neue Entwicklungen wie die Plasma-Technologie werden die traditionellen Schlagtürme in ihrem Refugium mutmaßlich retten. Pinball is not dead – und ebenso wenig tot sind die Bumpers.