Magic Girl – lange und schwere Geburt
Unbezahlte Werbung / Magic Girl (Zidware)
Veröffentlicht am 09.05.2022 von Flipper-News
Erstmals im Jahr 2011 vermarktet, spätestens im Jahr 2017 sollte er längst komplett fertig sein: John Popadiuks Magic Girl. Falls du bis 2022 noch nichts von diesem Titel gehört hast, stehst du nicht alleine da. Der Pin war lange Zeit ein Mythos, eigentlich nur eine Vision. Der 60 Jahre alte Gamedesigner aus Kanada (Theatre of Magic/ T.O.T.A.N.) hatte vor Jahren eine Firma namens Zidware gegründet und damit geplant, eine (stark) limitierte Zahl an Magic Girl Pins zu bauen.
Zidware-Kunden zahlten (teilweise) vorab. Aber Popadiuk musste schon 2015 nach über sechs Jahren Entwicklungsarbeit und über einer Million Dollar Prototyp-Budget das schwierige Projekt auf Eis legen – und diese Art Kickstarter-Finanzierung zurückzahlen, bevor die Geräte fertig entwickelt waren.
Vorab-Design des Magic Girl von John Popadiuk – eine Legende erwacht zum Leben.
Halbfertig auf der Northwest Pinball Show
Popadiuk war in den Jahren zuvor schon mit zwei weiteren Pinball-Projekten beschäftigt (Retro Atomic Zombie Adventureland und Alice im Wunderland), bei denen ebenfalls Pre-order-Finanzierung die Basis bildete. Einer seiner dortigen Käufer/Finanziers, Bill Brandes, hatte daraufhin das ansprechende Thema Magic Girl lizensieren und einen Weg finden wollen, den Pin fertigen zu lassen. Der dafür ausgewählte Prototyp wurde so in wenigen Wochen voran getrieben, um ihn auf der Northwest Pinball Show zu zeigen.
Aber der Aussteller war nur halbfertig: Das Gerät hatte z. B. keine Kugelsuche, einige Schüsse liefen nicht wie gewünscht (die Mylared-Art produzierte Blasen auf Playfield) und einige Features mussten ohne technische Grundlage schlicht deaktiviert werden. Brandes erklärte daraufhin im Juni 2016, dass sein Team das Projekt aufgrund seiner technischen Komplexität nicht vollenden könne.
American Pinball versuchte 2017 erneut sein Glück – die komplexen Automaten waren zwar wunderschön, aber nicht komplett funktionsfähig.
Rettung aus den Niederlanden
Die Rettung der Vision kam aus Holland: Das niederländische Team pinballprofessionals.nl um Eric Bartels und seinen Partnern Max und Roger hat es nun Ende 2021 endlich geschafft, mit viel technischem Know-how und noch mehr Leidenschaft und Herzblut den Magic Girl zu komplettieren.
„Ja, wir haben das Projekt im Geheimen umgesetzt. Wir hätten das vor drei Jahren schon offiziell machen können, aber was wäre gewesen, wenn wir doch gescheitert wären?“, erklärte Bartels Ende des Jahres. „Jetzt waren wir uns sicher, dass unsere Software wie gewünscht läuft und die Hardware nach über 60 (!) Änderungen endlich passt: Wir haben fehlende Switches, Lichter, Flasher etc. ergänzt und vor allem die ganz schlechte Stromversorgung von Zidware ersetzt. Das hat uns die größten Sorgen gemacht. Aber wir haben nie ans Aufgeben gedacht.“ Das Team denke, man habe jetzt auch ein bisschen Flipper-Geschichte geschrieben.
Eine ultralange und vor allem schwere Geburt, die nun doch noch ein Happy End erlebt und zumindest in der denkbar kleinsten Stückzahl begeistern kann. Die letzten drei Jahre haben sich auch im neuen Preis niedergeschlagen: 54.500€. Einer der ersten Testspieler in den Niederlanden zeigt sich in seinem Quick Guide mehr als angetan.
„Einfach nur magisch! Sowohl vom Playfield-Design als auch vom Cabinet und Translite sowie Gameplay wunderschön und beide Daumen nach oben. Großes Kompliment an das niederländische Team, das diesen Flipper zum Laufen bekommen hat“, erklärt Pinballboy Matthias Theißen im französischen Pinball Mag Online. „Es sieht aus wie Popadiuks Mona Lisa. Theater of Magic, Tales of the Arabian Nights und Cirqus Voltaire hatten eine heiße Liebesnacht und Magic Girl kam dabei heraus.“
https://pinballmag.fr/de/der-mythos-die-legende-der-magic-girl-flipper